Die Lebensvorgänge (Physiologie) der Rebe basieren auf dem Zusammenspiel bestimmter Wirkstoffe, das durch verschiedene Umweltfaktoren beeinflusst wird. Sie beeinflussen die Funktion und damit das Wachstum durch Teilung, Vergrößerung und Vermehrung der Zellen. Bei diesen Substanzen handelt es sich vorwiegend um Phytohormone, die sich in der Pflanze bilden. Durch ein spezielles Transportsystem gelangen sie an die jeweiligen Stellen, an denen sie zum Wachstum einzelner Teile der Pflanze benötigt werden. Auf diese Weise wird zum Beispiel die Entwicklung von Knospen (Augen), Blättern oder Trieben gefördert oder gehemmt. Das Einkürzen des Holzes, das Entfernen von Trieben oder Blättern sowie das Verändern der Ruten durch Biegen führt zu Reaktionen der Pflanze, die nicht nur ihre äußere Form, sondern auch letztlich ihre Fruchtbarkeit beeinflussen.
Die Rebe ernährt sich über die Wurzel und über das Blatt, in dem die Assimilation (Umwandlung von Kohlenstoff in Zucker und Stärke) erfolgt. Sie findet in der Blattfläche („Spreite“) statt, die von rippenartigen Blattadern (Nerven) durchzogen sind und die Leitbahnen umschließen. Typisch ist die starke Verästelung der Adern und die Aufteilung in kleine Sektoren.
Eine wichtige Rolle in der Lebenstätigkeit der Rebe spielt der Stoffwechsel, vor allem die Aufnahme von Nährstoffen, das Ausscheiden nicht benötigter Stoffe und Bildung von Stoffen, die für das Wachstum unentbehrlich sind. Daraus wiederum resultiert die Energie, die für den Verlauf des Rebwachstums typisch ist. Wichtigste Grundlage für das Funktionieren eines normalen Stoffwechsels ist das Wasser, das in unterschiedlichen Anteilen in den einzelnen Organen vorkommt. Durch das Wasser vollzieht sich die chemische Umsetzung von bestimmten Stoffen in den Zellen, als Nährstoff hat Wasser selbst jedoch kaum Bedeutung.
Nährstoffe sind vielmehr organische Stoffe, vor allem Kohlenstoffverbindungen wie Kohlenhydrate und Eiweiß, aber auch Fette, Gerbstoffe, Farbstoffe und organische Säuren. Große Bedeutung besitzen für den Stoffwechsel Stickstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und Phosphor sowie gewisse Spurenelemente, zum Beispiel Bor. Mit Ausnahme von Kohlenstoff und zum Teil auch Sauerstoff gelangen diese Stoffe durch die Wurzeln in die Pflanze. Ihr Transportträger ist dabei das Wasser, in dem sie gelöst sind. Es handelt sich allerdings nicht um reines Wasser, sondern um eine Art verdünnte Salzlösung, die durch die Saugwirkung einer in der Pflanze enthaltenen höheren Salzkonzentration in den Zellen aufgenommen wird.
Bodenwasser gehört somit zu den unentbehrlichen Voraussetzungen für die Lebensfähigkeit der Rebe, aber auch die Nährstoffe, die ebenfalls im Boden in anteiligen Verhältnissen vorkommen müssen. Fehlen bestimmte Nährstoffe, ergeben sich Mangelerscheinungen, die durch Düngung ausgeglichen werden können. Im ungünstigen Falle kommt es zu Rebkrankheiten. Durch die sogenannte Transpiration wird der größte Teil des von der Rebe aufgenommenen Wassers wieder an die Umwelt abgegeben. Die Wasserverdunstung hängt in ihrer Intensität von den jeweiligen Witterungsverhältnissen ab. Bei großer Hitze sorgt sie für eine gewisse Kühlung der Reborgane, vor allem der Blätter, die sie vor Sonnenbrandschäden schützt. Bei hoher relativer Luftfeuchtigkeit vollzieht sie sich entsprechend schneller. Wasser wird außerdem durch das „Bluten“ (Austreten einer klaren Flüssigkeit an den Schnittstellen) der Reben im Frühjahr ausgeschieden.
Wichtig für die Umwandlung von Nährstoffen in Pflanzensubstanzen ist die Assimilation (Angleichung) des Kohlenstoffes. Diese Kohlensäure-Assimilation (Photosynthese) erfolgt im grünen Blatt. Dabei wird das Kohlendioxid der Luft in Zucker und Stärke umgewandelt, indem das C02 vom Blattgrün (Chlorophyll) absorbiert und mittels Sonnenlichtenergie in die Zuckerart Hexose umgesetzt wird. Bei diesem Prozess wird Sauerstoff abgeschieden.
Für das Gedeihen der Rebe müssen daher optimale Voraussetzungen zur Kohlensäureassimilation geschaffen werden, vorwiegend durch die Erhaltung einer ausreichenden Laubwand und Größe der Blattfläche. Dies ermöglicht die Umwelt im Weinberg mit genügend Licht, Wärme und Durchlüftung. Aus diesem Wechselspiel ergibt sich eine Art Abhängigkeitsverhältnis der inneren Kräfte der Pflanze von den Faktoren der Außenwelt, die entscheidend vom jeweiligen Standort (Lage) geprägt sind.
Wüchsigkeit und damit Höhe und Qualität des Fruchtertrages können durch die Zufuhr von Pflanznährstoffen mittels Düngung von Boden und Blatt beeinflusst werden. Zweck dieser Maßnahmen ist es, den jährlichen Nährstoffverbrauch der Pflanze auszugleichen. Art und Höhe der Düngungsgabe hängt vom individuellen Bedarf der Pflanze, speziell von der Zusammensetzung des Weinbergsbodens, von Art und Alter der Pflanze und von bestimmten witterungsbedingten Vorgängen in vorhergehenden und laufenden Vegetationsperioden ab.
Im umweltbewussten Weinbau richten sich die Düngergaben nicht nach Schätzwerten. Vielmehr erfolgt eine kontrollierte Düngung, die sich an Bodenanalysen orientiert, die in regelmäßigen Zeitabständen (möglichst alle drei Jahre) vorgenommen werden. Im modernen Weinbau verzichtet man nicht nur auf eine Düngung nach Pauschalwerten („viel hilft viel“), sondern wägt auch die jeweiligen Verfahren der Düngung sorgfältig ab. Dafür stehen zur Verfügung die organische Düngung mit Humus, Mineraldünger, synthetische Bodenverbesserer und die Blattdüngung.
Die mineralische Düngung („Kunstdüngung“) führt den Reben im wesentlichen Stickstoff, Phosphor, Kalium und Magnesium zu. Dies sind sogenannte Hauptnährstoffe. Stickstoff ist ein bedeutsames Bauelement der Rebe und wird in Form von Mineralsalzen - zumeist in einer Kombination von Ammoniakdünger und Nitratstoffdünger - zugerührt. Im Gegensatz zu anderen Pflanzen liegt bei der Rebe der Bedarf an Phosphat nicht so hoch, während der Zeit des intensiven Stoffwechsels muss jedoch eine ausreichende Phosphaternährung gewährleistet sein.
Die Düngung mit Kalium und Kalzium sollte genau aufeinander abgestimmt werden. Beide Stoffe spielen für das Rebenwachstum eine große Rolle, stehen aber in gegensätzlichen Beziehungen zueinander. Erhält die Pflanze hohe Kaliumgaben, sinkt die Aufnahmebereitschaft für Kalzium. Magnesium schließlich übernimmt bei der Bildung von Blättern und Trieben eine wichtige Aufgabe.
Der Zeitpunkt der Düngung richtet sich häufig nach Beschaffenheit und Topographie der Böden. Schwere Böden und flache Lagen werden vielfach im Winter gedüngt, während leichte Böden und steile Lagen überwiegend im Frühjahr gedüngt werden, um das Abschwemmen und Auswaschen des Düngers zu vermeiden. Da Stickstoff ziemlich leicht ausgewaschen werden kann, wird hier die erforderliche Düngung auf mehrfaches Ausbringen verteilt. Die mineralische Düngung erfolgt überwiegend maschinell mit Zugmaschinen und Düngerstreuer.
Vor allem für den ökologischen und umweltschonenden Weinbau besitzt die organische Düngung Bedeutung, die Kompost als traditionellen Dünger ergänzt oder ersetzt. Sie trägt dazu bei, dass das physikalische und mikrobiologische Gleichgewicht des Bodens erhalten bleibt. Mit der Zufuhr organischer Substanzen werden Mikroben und Bakterien des Bodens ernährt. Durch den Abbau organischer Substanzen entsteht unter anderem Humus, der die Bodenqualität erhöht und somit das Wachstum der Reben positiv beeinflusst.
Man unterscheidet zwischen Dauerhumus und Nährhumus. Der Dauerhumus verbleibt lange Zeit im Boden, er besteht aus zersetzbaren organischen Massen. Nährhumus liefert bei seiner mikrobiologischen Umwandlung Stickstoff, Antibiotika und Vitamine, die durch das Wurzelwerk in die Rebpflanze gelangen. Als Nährhumus kommen neben abgefallenen Blättern und abgestorbenem Unkraut gezielte Gründüngung (durch natürliche Begrünung oder Einsaat speziell auf die jeweilige Bodenart abgestimmter Pflanzen) in Betracht. Für die umweltschonende Bewirtschaftung ist die Begrünung der Weinbergsboden sogar Bedingung. Diese kann auch in Teilbereichen oder nur in jeder zweiten Zeile erfolgen. Da eine ganzjährige intensive Begrünung die Aufnahme von Nährstoffen und Wasser in den Reben beeinträchtigen kann (und damit mutmaßlich Ursache für die „Untypische Alterungsnoten – UTA“ in manchen Weinen ist), erfolgt die Begrünung oft nur in den Wintermonaten und wird anschließend untergepflügt. Eine weitere Alternative ist das Einbringen organischen Düngers in Form von Stroh, Stallmist oder Müllkompost, wie es in gemischten Weinbaubetrieben, die auch Feldwirtschaft und Viehhaltung betreiben, noch üblich ist.
Nicht selten werden Traubentrester beziehungsweise deren Komposte verwendet, da sie über einen hohen Anteil organischer Substanzen verfügen. Da weltweit jährlich im Weinbau über 10 Millionen Tonnen Trester als Rückstände aus der Weinernte anfallen, ist es sinnvoll, diese Traubenrückstände wieder sachgerecht zu verwerten. Gelegentlich wird auch in beschränktem Umfang Baumrinde als Humusdünger in Form von Bodendeckung oder Bodenmulch eingesetzt. Ihre Wirkung im frischen Zustand ist mit der von Herbiziden vergleichbar. Sie hat außerdem den Vorteil, dass sie weniger stark von umweltbelastenden Stoffen durchsetzt ist.
Produktion und Verwendung von Düngemitteln wird in Deutschland durch die Düngeverordnung in Abstimmung mit den EG-Bestimmungen - speziell für die Verwendung von Nitraten - geregelt. Für Acker- und Weinbau stehen heute vielfältige Düngemittel zur Verfügung, wie mineralische Einnährstoffdünger (zum Beispiel Stickstoffdünger, Kalidünger), mineralische Mehrnährstoffdünger (Mischungen aus zwei bis drei Nährstoffen in einem Düngemittelkorn) und organische, organisch-mineralische Düngemittel, Düngemittel mit Spurennährstoffen, Flüssigdünger, Bodenimpfmittel, Bodenwirkstoffe und Wachstumsregler. Entscheidend ist, dass eine schädliche Überdüngung vermieden wird, indem der tatsächliche Düngerbedarf des Bodens ermittelt wird. Organischer Dünger, der unmittelbar in landwirtschaftlichen Betrieben erzeugt wird, wie Stallmist, Torf Rindenkompost, fallen nicht unter das Düngemittelgesetz.
Eine sachgerechte Düngung trägt entscheidend dazu bei, dass der Weinbergsboden seine Fähigkeit behält, Regenwasser zu halten. Zudem verhindert sie Verdichtung und Verschlammung des Bodens, Nährstoff-Verlust durch Auswaschung und Erosion sowie Luftmangel im Boden.
Die Düngung ist ein Teil der Maßnahmen zur Bodenbearbeitung. Sie erfolgt durch den Einsatz von Streugeräten, die ein gleichmäßiges und sparsames Ausbringen der Düngemittel ermöglichen und oftmals auch mit anderen Geräten zur Bodenbearbeitung wie Pflüge, Tiefenlockerer oder Eggen kombiniert werden können.
Arbeits- und Bewirtschaftungsmethoden haben sich im Weinbau innerhalb der letzten Jahrzehnte verändert. Besagte eine Weinbauregel aus früheren Jahrhunderten, dass der Winzer im Jahre 16 mal mit der Pflege von Rebstock und Boden beschäftigt ist, so hat der Arbeitsaufwand durch fortschreitende Mechanisierung zwar eine intensive Weinbergsarbeit keineswegs erübrigt, sie ist jedoch bei geringerem körperlichen und zeitlichen Einsatz rationeller und damit betriebswirtschaftlich effektiver geworden.
Moderne Geräte und Zugmaschinen wurden zuerst in flachen, weitflächigen Weinfeldern in der Neuen Welt eingesetzt. Inzwischen sind der Traktor beziehungsweise der Schlepper und die Seilwinde in den Weinbergen Europas, sogar in Hanglagen und mäßigen Steillagen gebräuchlich. Selbst die Weinlese, die einstmals ausschließlich per Handarbeit geschah, wird zunehmend von maschinellen „Traubenvollerntern“ (mobile Traubenlesemaschienen) übernommen, die der Beschaffenheit der Weinberge angepasst werden können und eine sorgfältige Selektion des Lesegutes vornehmen.
Allerdings hat die Technik nicht in jedem Weinberg zur Bewirtschaftung von Boden und Rebe Einzug gehalten. In vielen (bäuerlichen) Kleinbetrieben, vor allem in den südeuropäischen Weinbauregionen, hält man an den traditionellen manuellen Arbeiten unverändert fest, ebenso wie Weinerzeuger, die am konventionellen Weinbau festhalten. Vor allem in extremen Steillagen sowie bei der Pfahlerziehung sind der Verwendung von maschinellen Geräten natürliche Grenzen gesetzt. Hier erfolgen das Pflanzen neuer Reben, Bodenlockerung, Düngung und Pflanzenschutz in oft mühevoller körperlicher Arbeit.
Während diese Arbeitsschritte ansonsten mit maschineller Unterstützung erfolgen, kann eine der arbeitsaufwendigsten Tätigkeiten, der Rebschnitt, nur in Handarbeit ausgeführt werden. Da sie zudem in den Wintermonaten erfolgt und kaum in wenigen Stunden zu bewältigen ist, stellt sie allein witterungsbedingt eine gewisse Herausforderung dar. Je nach Rebsorte und Rebschnittverfahren kann der Arbeitsaufwand pro Hektar bis zu 100 Sunden betragen, hinzu kommt das Biegen, das etwa 40 Stunden pro Hektar beansprucht.
Elektrische und pneumatische Rebscheren erleichtern die manuelle Arbeit. Dazu trägt auch ein (maschineller) Vorrebenschnitt bei, dem jedoch ein Nachschnitt per Hand folgen muss. Zum Rebschnitt sind Erfahrung und Fachkenntnis notwendig. Denn mit ihm wird nicht unwesentlich Ertrag und damit auch Qualität des neuen Weinjahrganges im Weinberg vorgegeben. Wird das Fruchtholz nur mäßig angeschnitten, werden die Ernteerträge zwar hoch, die Qualität jedoch möglicherweise nur mäßig ausfallen. Zu kurzer Anschnitt kann bei ungünstiger Witterung zum Verrieseln der Blüte und zu starker Blattbildung durch Geiztriebe führen. Er sollte auch auf die jeweilige Rebsorte, ihre Erziehungsart und den Standort (Boden, Klima) ausgerichtet sein.
Als Rebenerziehung wird die Formierung der Pflanze durch den Anschnitt des einjährigen, gelegentlich auch mehrjährigen Holzes bezeichnet. Sie dient der Förderung der Pflanzen-Wuchskraft in Anpassung an die klimatischen und geologischen Gegebenheiten. Das jeweilige Erziehungssystem ist von mehreren Faktoren
abhängig, wie Reberziehung am Stock oder am Drahtrahmen, Abstand der Pflanzen, Rebsorte, Maßnahmen und wirtschaftlicher Aufwand der Pflegearbeiten und angestrebter Mengen- und Güte-Ertrag.
Reberziehung und Anlage der Rebzeilen haben sich durch den gestiegenen Einsatz maschineller Weinbergsarbeit geändert, sie unterliegen gleichwohl bestimmten regionalen Bedingungen, wie zum Beispiel der traditionellen Einzelpfahlerziehung im Anbaugebiet Mosel, die Hoch- (Dachlauben-) Erziehung in Italien, die Guyot- und Cordon-Erziehung in Frankreich und anderen Weinbauländern. Im Weinbau der mitteleuropäischen Weinbauländer und in der Neuen Welt dominiert als Unterstützungssystem für die Reberziehung der Spalierdrahtrahmen, vor allem mit Flachbogen- und Halbbogen-Erziehung. Einschließlich des Tafeltrauben-Anbaus gibt es weltweit über 50 verschiedene Erziehungssysteme, von denen jedoch einige nur noch lokale Bedeutung haben.
Zwischen den Rebzeilen verlaufen die „Gassen“. Aufgrund des zunehmenden Maschineneinsatz wurden sie im Laufe der letzten Jahrzehnte permanent vergrößert. Betrug sie früher oft nur etwas mehr als ein Meter, erreicht sie heute eine Breite von mindestens zwei, in Weitraumanlagen bis über drei Meter. Nach Beendigung des Rebschnitt wird in den Gassen das Rebholz gesammelt und entweder Herausgetragen oder in breiten Gassen zerkleinert und gehäckselt. Das Verbrennen des Rebholzes im Weinberg ist genehmigungspflichtig, zunehmend wird es auch als Heizmaterial verwertet.
Den Abschluss der Arbeiten am winterlichen Rebstock bildet das Biegen (Gerten), bei dem das Fruchtholz am Biegdraht des Spaliers festgebunden wird. Damit wird die gleichmäßige Verteilung der Triebe am Drahtrahmen und somit ein gleichmäßiges Wachstum der Rebe erreicht.
Mit Ausnahme der Herbstmonate wird die Bodenbearbeitung und -Pflege in allen Jahreszeiten durchgeführt. Sie erfüllen verschiedene Aufgaben. Die Verdichtung des Bodens durch Befahren und Begehen vor allem nach der Weinernte wird durch Tiefenlockerung vermieden. Sie erhöht die Bodenfruchtbarkeit durch einen besseren Wasser-, Luft und Nährstoffhaushalt unter anderem durch Verteilung der Mineralstoffe. Diese mechanische Bodenpflege wird durch biologische Maßnahmen ergänzt. Dazu zählen - wie bereits erwähnt - das Abdecken mit Stroh oder Grasmulch und vor allem die immer mehr praktizierte Begrünung.
Die Arbeit im Weinberg während der Frühjahrs- und Sommermonate umfassen die Laubarbeiten und Maßnahmen zur Ertragsregulierung. Sie beginnen im Mai mit dem Ausbrechen wilder Triebe („Wasserschosse“), anschließend werden die Jungtriebe beim „Hefen“ zwischen die Heftdrähte geklemmt – beide Tätigkeiten können sowohl manuell als auch maschinell vorgenommen werden. In der zweiten Julihälfte werden die Triebe durch das „Gipfeln“ eingekürzt, um die Assimilation in der Rebe vom Blatt auf die Frucht zu lenken. Außerdem behindern lange Triebe an den Laubwänden in den Gassen den Geräteeinsatz. Beim Gipfeln haben maschinelle Laubschneider mittlerweile die Handarbeit vielfach abgelöst.
Eine qualitätsfördernde Maßnahme ist das Entblättern an der Laubwand mit der auch Rebkrankheiten verhindert werden können. Wenn diese Arbeit einige Tage vor Beginn der Weinernte durchgeführt wird, erleichtert sie die Traubenlese.
Entsprechend dem Menge-Güte-Gesetz, nach dem reduzierte Erträge bessere Qualitäten bedingen, spielt die Ertragsregulierung eine nicht geringe Rolle. Sie besitzt vor allem für die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestmostgewichte der einzelnen Güteklassen Bedeutung. Entsprechender Einfluss auf Quantität und Qualität hat das Ausdünnen nach der Blüte und des Fruchtansatzes sowie die „grüne Ernte“, bei der noch grüne, unreife Trauben entfernt werden. Aus ihnen kann ein essigartiges Getränk, das bereits im Mittelalter bekannt war, erzeugt werden, der Verjus (aus dem französischen vert jus = grüner Saft).
Wie bei fast allen landwirtschaftlichen Kulturen haben Krankheiten und Schädlinge auf Wachstum und Erträge der Rebe beträchtlichen Einfluss. Deren Auswirkungen sind offenkundig so alt wie der Weinbau selbst. Schon im Alten Testament (Moses V, 28, 29) heißt es: „Weinberge wirst du pflanzen und bauen, aber keinen Wein trinken noch lesen, denn die Würmer werden's verzehren.“
Rebkrankheiten können auf verschiedene Weise entstehen. Man unterscheidet bei den Ursachen sechs verschiedene Gruppen: tierische Schädlinge, Pilze, Bakterien, Mycoplasmen (Pilzplasmen) sowie Viren und Umwelteinflüsse (Witterung, Boden, Nährstoffmangel, Pflanzenschutzmittel).
Derartige Differenzierungen kannte man früher nicht. Im Altertum schienen Würmer eine große Rolle gespielt zu haben. Um welche Art es sich dabei handelte, lässt sich den Beschreibungen nicht entnehmen. Aus dem Mittelalter ist uns zwar eine große Zahl von Witterungsbeschreibungen in Verbindung mit Aufzeichnungen über die Weinjahrgänge bekannt, schädliche Insekten oder Pilzerkrankungen wurden dabei wenig erwähnt oder spezifiziert. Dies besagt freilich nicht, dass es derartig Einflüsse auf das Rebwachstum damals nicht gegeben hat. Denn in der Literatur finden sich die seltsamsten Ratschläge zur Bekämpfung von tierischen oder pflanzlichen Schädlingen. So wird das Bestreichen mit Knoblauchsaft, das Einreiben mit Bärenschmalz, das Beschmieren mit Öl, das Räuchern oder Beschwefeln empfohlen. Erst im 16. und 17. Jahrhundert kommt es in der Fachliteratur allmählich zur genauen Charakterisierung. Zunächst wird der Rebstecher beschrieben, später unterscheidet man auch zwischen verschiedenen Arten von Würmern unter tierischen Schädlingen.
Das Spektrum der Rebkrankheiten ist beachtlich. Allein bei den tierischen Schädlingen reicht es von der Kräuselmilbe, Blattgallmilbe, Schildlaus und Schmierlaus über den Heu- und Sauerwurm (Traubenwickler) bis zur Spinnmilbe. Aus China wurde vor wenigen Jahren nach Amerika und Europa die Kirschessigfliege eingeschleppt, die in Deutschland erstmals 2011 auftrat und im Jahrgang 2014 - bedingt durch den vorherigen milden Winter - beträchtliche Verbreitung fand. Anfänglich waren vor allem frühreifende rote Rebsorten betroffen, später besiedelte sie auch weiße Sorten.
Weitere Schädlinge sind Käfer, Wespen und Raupen. Beträchtliche Schäden verursachen Hasen und Rehe insbesondere in Junganlagen. Große Probleme bereiten die Vögel, vor allem Amseln, Drosseln und Stare, die im Herbst die reifenden Trauben scharenweise vertilgen. Vogelscheuchen (Puppen, Attrappen), die in den Weinbergen aufgebaut werden, bewirken meist wenig. Reflektierende Silberstreifen (Folienpapiere) zeigen oft eine bessere Wirkung. Die zur Starenabwehr im Herbst installierten akustischen Anlagen zeigen unterschiedlichen Erfolg.
An das (regelmäßige) Erzeugen von Knallgeräuschen durch Geräte oder mit Schreckschusspistolen ausgerüstete Weinbergsaufseher gewöhnen sich die Stare offenbar schneller als die in der Nähe wohnenden Menschen. Immer häufiger werden daher die Rebzeilen mit reifenden Beeren durch das Umspannen mit farbigen Netzen geschützt, die nach den Bestimmungen des Vogelschutzes beschaffen sein müssen und nicht zu früh angebracht werden dürfen.
Die bislang größten Einbußen in seiner Geschichte erfuhr der Weinbau durch die Reblaus-Epidemie ab 1860, als die Phylloxera - so die lateinische Fachbezeichnung der Reblaus - von Amerika nach Europa gelangte. 1854 wurde sie erstmals in Amerika an einheimischen Reben festgestellt, 1863 entdeckte man sie in Südfrankreich, zehn Jahre später erstmalig in Deutschland (in einer Rebschule am Annaberg bei Bonn). Zuvor fand man sie auch in Österreich (1872) und in der Schweiz (1874). Ursache für die rasche Verbreitung waren zunächst Betriebe, die Pflanzen aus dem Ausland eingeführt hatten.
Durch ein Einfuhrverbot für Reben und die gesetzlich angeordnete Vernichtung der verseuchten Pflanzen sowie die Überwachung der betroffenen Gebiete konnte zwar eine völlige Vernichtung der Rebbestände im deutschen Weinanbau verhindert werden. In den Mittelmeerländern hatte das Auftreten des Schädlings für den Weinbau jedoch katastrophale Folgen.
Die Bekämpfung der Phylloxera gestaltet sich schwierig, weil sie einen komplizierten Lebenszyklus hat und bei ihr zwischen verschiedenen Erscheinungsformen - entweder nur unterirdisch oder nur oberirdisch lebenden
Läusen - zu unterscheiden ist. Die für den Weinbau gefährlichsten Schädlinge sind die Wurzelrebläuse, die zur Vernichtung der Wurzeln führen. Meist dauert es jedoch mehrere Jahre, bis der Befall durch die Wurzelreblaus am oberirdischen Teil der Pflanze sichtbar wird.
Die Blattreblaus tritt nur bei Amerikanerreben und Hybriden, nicht aber bei europäischen Reben auf. Sie beeinträchtigt das Wachstum und führt zu Ertragseinbußen. Bei der in Europa grassierenden Reblausseuche handelte es sich im wesentlichen um die Wurzelreblaus als Verursacher. Angesichts der großen Schäden, die durch die Verbreitung der Phylloxera in den Weinbergen zu verzeichnen war, und aufgrund des Fehlens wirkungsvoller Bekämpfungsmittel setzte die französische Regierung eine Prämie von 1 Million Francs aus für die Entwicklung eines Mittels, mit dem die Seuche erfolgreich bekämpft werden konnte.
Berücksichtigt man die immensen Verluste der französischen Weinwirtschaft (für 1869 wurden sie auf 900 Millionen Francs, für 1885 sogar auf 13,5 Milliarden Francs beziffert) und die hohen Subventionen, die der französische Staat zur Stützung der Weinbauern leisten musste, war dies in der Tat ein durchaus verständlicher Preis für die erhoffte Rettung der heimischen Weinberge.
Zunächst konnte man der drohenden Vernichtung aller Reben mit dem Einsatz von Schwefelkohlenstoff entgegenwirken. Um 1870 entdeckte man die einzige bis heute wirksame Bekämpfungsmethode, indem die europäischen Edelreise auf amerikanische, reblausresistente Unterlagsreben aufgepfropft werden.
In Deutschland wurde mit der Einrichtung von Rebenveredelungsanstalten ab 1890 der Pfropfrebenanbau auf eine stabile Basis gestellt. Der Organisation des staatlichen Reblausbekämpfungsdienstes mit einem „Reblauskommissar„ als Dienstleiter oblag die Kontrolle der Weinberge und Beratung durch Sachverständige. Diese Institution arbeitete nach den Richtlinien des Reblausgesetzes, die unter anderem Einfuhr und Anbau von Amerikanerreben und Hybriden genehmigungspflichtig machen. Dies führt dazu, dass die Reblaus in nahezu allen Ländern kaum noch existent ist. Völlig vernichtet wurde sie jedoch nicht. So taucht sie immer wieder mal sowohl in europäischen als auch amerikansichen Rebanlagen auf.
Ebenfalls aus Amerika kommend, ereilte den europäischen Weinbau schon einige Jahre vor der Reblaus-Invasion eine Rebkrankheit pilzlichen Ursprungs: Oidium tuckeri (nach dem englischen Gärtner Tucker benannt, der den „Echten Mehltaupilz“ 1845 entdeckte). Der Winzer bezeichnet ihn auch als Äscherich, Ascher oder Schimmel. Ab 1850 richtete diese Krankheit vor allem in Frankreich erheblichen Schaden an. Im Anbaugebiet Bordeaux wurden in den Jahren 1851 und 1852 rund 20 000 Hektar Weinberge vernichtet.
Oidium macht sich durch einen weißgrauen Belag auf der Blattoberseite und den Beeren bemerkbar. Werden Gescheine (Blüten) von Oidium befallen, sterben diese ab, reifende Beeren trocknen ein und werden schwarz, größere Beeren platzen oder verderben bei trockenem Wetter. Der „echte Mehltaupilz“, der in Varianten auch bei vielen anderen Pflanzen auftritt, kann durch Schwefel wirksam bekämpft werden. Bevor diese Bekämpfungsmethode zum Einsatz kam, wurden aus Amerika Rebpflanzen eingerührt, die sich als widerstandsfähig gegen Oidium erwiesen hatten. Doch gerade durch diese Importe gelangte offensichtlich die Reblaus in die europäischen Weingärten.
Zu den bekanntesten und am weitesten verbreiteten Rebkrankheiten pilzlicher Art zählt die Peronospora, auch „falscher Mehltau“, Blattfallkrankheit oder Lederbeerenkrankheit genannt. Auch sie gelangte von Amerika nach Europa. 1878 trat sie erstmalig in Südfrankreich auf und löste nach Oidium und Reblaus als „dritte amerikanische Geißel“ panikartige Zustände aus. In kurzer Zeit verbreitete sie sich über fast alle europäischen Weinbauregionen. Da man auch gegen diese Krankheit anfänglich keine wirksamen Bekämpfungsmaßnahmen fand, kam es in den befallenen Weinbergen zu beträchtlichen Ernteausfällen. Obwohl es heute durch wirksame Mittel entsprechende Bekämpfungsmethoden gibt, bleibt Peronospora doch die gefährlichste und am häufigsten auftretende Rebkrankheit in Europa.
Gerade in Jahren mit feuchtwarmer Witterung zeigen europäische Reben eine hohe Anfälligkeit gegenüber diesem Pilz, der sich durch Ansteckungskeime rasch verbreitet und Blätter, Gescheine und Trauben vernichtet. Der weiße Pilz ist an der Blattunterseite erkennbar, wo sein Befall einen Ölflecken ähnelnden Pilzrasen hervorruft. In gleicher Weise können auch die übrigen grünen Pflanzenteile wie Ranken, Gescheine oder junge Beeren befallen werden. Infizierte Blätter und Blüten fallen ab, angesteckte Beeren verfärben sich
bläulich und braun (Lederbeeren) und schrumpfen ein.
Zufällig entdeckte man in Bordeaux im 19. Jahrhundert als wirksamstes Bekämpfungsmittel gegen Peronospora das Kupfervitriol. Damit wollte man wegen der farblich abschreckenden Wirkung die am Wegesrand stehenden reifenden Trauben gegen Diebe schützen. Es zeigte sich jedoch, dass die damit besprühten Rebstöcke im Gegensatz zu den übrigen Reben von der Peronospora verschont blieben. In Verbindung mit Kalk entstand daraus die „Bordelaiser Brühe„, die viele Jahre gegen diese Rebkrankheit eingesetzt wurde. Parallel dazu gründeten sich als neuer Industriezweig Unternehmen für die Fabrikation von Spritzen zur Bekämpfung von Rebkrankheiten und Schädlingen. Inzwischen wurde die einprozentige Kupfervitriol-Kalk-Brühe durch kupferfreie, organische Fungizide abgelöst, die vor allem für den Einsatz vor und nach der Blüte effektiver sind.
Eine andere Krankheit, die mit den gleichen Mitteln wie Peronospora bekämpft wird, ist der Rote Brenner, den es wohl seit Bestehen unserer Rebkulturen gibt. In der Antike trat dieser Pilz vor allem beim Getreide auf. Seitdem wird von dieser Krankheit, die auch als Brand oder Rost bezeichnet wurde, immer wieder berichtet, wobei sie zuweilen auch mit dem Mehltau verwechselt wird. Sie ist meist nur in bestimmten Weinbergslagen zu finden, schädigt die Rebe aber nicht so stark wie die zuvor beschriebenen Pilzkrankheiten. Der Pilz bewirkt je nach Rebsorte verschiedene farbige Flecken an den Blättern, die dann verdorren und abfallen. Das frühzeitige Abfallen der Blätter behindert das normale Wachstum und führt zu Ertragsverlusten.
In der Gruppe der Rebschädigungen durch Pilze spielt schließlich auch der Grauschimmel (Botrytis) eine nicht unwesentliche Rolle. Den Schimmelpilz („Fäule“) gibt es im Rebanbau wie in den anderen landwirtschaftlichen Kulturen schon seit ihrem Bestehen. Seit dem letzten Jahrhundert, in dem die Ertragsfähigkeit der Reben zunahm, ist bei fast allen Sorten eine Zunahme des Botrytis-Befalls festzustellen.
Ein wesentlicher Unterschied besteht indes zwischen Botrytis und Botrytis cinerea, der Edelfäule. Sie befällt vollreife Weißweintrauben bei entsprechend günstigen Witterungsverhältnissen und bewirkt das Einschrumpfen der Beeren mit der Folge eines Wasser- und Säureverlustes und der Zuckerkonzentration. Siedelt sich der Bortytis-Pilz hingegen auf unreifen Beeren an, löst er die Sauerfäule aus. Die befallenen Beeren oder Trauben reifen nicht mehr weiter und fallen ab.
Werden die Stiele von diesem Pilz befallen, entsteht die Stielfäule. Dabei reifen die Beeren nicht mehr weiter und fallen ab. Ein sicheres und erfolgreiches Verfahren zur Bekämpfung dieser Krankheit gibt es bis heute nicht. Am häufigsten werden Peronospora-Bekämpfungsmittel mit einer bestimmten „Breitenwirkung“ eingesetzt.
In Frankreich, Amerika und Südafrika ist seit langem eine weitere Pilzkrankheit beheimatet, die Anfang der sechziger Jahre auch in Deutschland erstmals auftrat: die Schwarzfleckenkrankheit. Ihrem Namen entsprechend bildet sie an den jungen Trieben, Gescheinen und Blättern und gelegentlich auch Beeren Flecken, die zu starker Beeinträchtigung des Wachstums rühren.
Zur Bekämpfung der verschiedenen Pilzkrankheiten stehen Fungizide (pilztötende Präparate) mit organischen und anorganischen Wirkstoffen zur Verfügung. Einige Pflanzenbehandlungsmittel sind Kombinationen verschiedener Schutzmittel, mit denen gleichzeitig zum Beispiel Peronospora und Botrytis bekämpft werden können. Entscheidend ist, dass die zu behandelnde Pflanze durch die eingesetzten Mittel nicht anderweitig geschädigt wird.
Zum Schutz der Gesundheit von Menschen und Tieren müssen sämtliche Präparate dem deutschen Pflanzenschutzgesetz entsprechen. Sie müssen durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zugelassen sein. Bei den Spritzungen müssen bestimmte Wartezeiten berücksichtigt werden, die zwischen der letzten Anwendung und dem Erntezeitpunkt liegen.
Die gesamten Aktivitäten in der Außenbewirtschaftung eines Weinbaubetriebes unterliegen seit einigen Jahren immer stärker den Aspekten der Nachhaltigkeit. Damit gewinnt der umweltschonende und integrierte Rebanbau – ob biologisch oder biodynamisch – zunehmend an Bedeutung. Allerdings sind die Interpretation von alternativem Weinbau und die Umsetzungen der Bestimmungen für „Nachhaltigkeit“ in den Weinbauländern unterschiedlich. Wenn auch im deutschen Weinbau die diesbezüglichen gesetzlichen Anforderungen und individuellen Maßnahmen in der Weinerzeugung Pilotcharakter haben, so bestehen auch hier in der praktischen Verwirklichung noch Möglichkeiten zur Optimierung.